Nähe durch Öffentlichkeitsarbeit schaffen

Fallstudie zu strategischer Kommunikation

Ausgangslage

Der gewerblich geprägte Betriebsrat eines großen Deutschen Automobilzulieferers wurde durch eine Betriebszweckänderung mit einer umfassenden Verschiebung der Belegschaftsstruktur konfrontiert. Um der Gefahr vorzubeugen, zukünftig ein betriebliches Nischendasein zu fristen, mussten im Betriebsrat Lösungen gefunden werden, die stetig wachsende Zahl der Forschungs- und EntwicklungsmitarbeiterInnen für die Arbeit der Interessenvertretung zu gewinnen. Obwohl seit jeher zuständig, führten innere Vorbehalte im Betriebsrat sowie bei den F&E Beschäftigten zu einem wechselseitig schlechten Bild voneinander, was eine Zusammenarbeit weitgehend verhinderte.

Ziele

Die zuständige Gewerkschaft unterstütze den Betriebsrat in dieser Situation mit einem Beratungsprojekt. Dieses beabsichtigte ein neues Verhältnis zu den MitarbeiterInnenn aus der F&E zu entwickeln, dass durch die Etablierung einer Mitmachkultur Nähe und Vertrauen erzeugen sollte. Um das Bild des Betriebsrats bei den Beschäftigten positiv zu beeinflussen, entschloss er sich, seine Öffentlichkeitsarbeit strategisch zu nutzen.

Der Betriebsrat wollte die Deutungshoheit in betrieblichen Fragen zurückerlangen, in dem er sich die unmittelbaren Interessen der Beschäftigten zu Eigen macht und zielgerichtet gegenüber der Geschäftsleitung vertritt. Dazu mussten die Kommunikationsinstrumente, -mittel und -kanäle überarbeitetet und konzeptionell miteinander verknüpft werden.

Vorgehensweise

Workshopbasierend hat der Betriebsrat zunächst ein neues Verständnis für die Besonderheiten der Arbeitssituation in der F&E entwickelt, durch das Vorurteile abgebaut wurden. Die Erkenntnisse flossen in das Leitbild des Betriebsrats mit der Kernbotschaft: Wir wollen die Firma mit Euch zusammen gestalten. Daneben wurden in einer Mitarbeiterbefragung die Interessen der Beschäftigten erhoben, welche die Grundlage für den thematischen Fahrplan des Betriebsrats bildete. Im weiteren Beratungsprozess wurden die Publikationen des Betriebsrats professionalisiert und neue partizipative Veranstaltungsformen geschaffen. In der letzten Phase des Beratungsprozesses konnte das neue Kommunikationskonzept inhaltlich trainiert und feinjustiert werden.

Ergebnisse

  • Betriebsrat kommuniziert seine Werte über ein gemeinsam erarbeitetes Leitbild
  • BR hat seine Öffentlichkeitsarbeit durch Standards in Entstehung und Layout professionalisiert
  • durch strategische Auswahl von Botschaften, Instrumenten und Mitteln, werden Themen strategisch verfolgt
  • Interessen und Sichtweisen der Beschäftigten werden bei partizipativen Veranstaltungen, gezielt ermittelt und in die Arbeit des Betriebsrats einbezogen
  • dem Betriebsrat gelang es, das Vertrauen der Zielgruppe zu gewinnen
  • der gewerkschaftliche Organisationsgrad konnte erhöht werden